09. Jul 2011
Ein zweitägiges Jägerfest mit großer Beteiligung der Bürgerschaft feierte die Kreisgruppe Bad Kötzting, die heuer auf 130 Jahre zurückblicken kann, am 9. und 10. Juli.
Ein zweitägiges Jägerfest mit großer Beteiligung der Bürgerschaft feierte die Kreisgruppe Bad Kötzting, die heuer auf 130 Jahre zurückblicken kann, am 9. und 10. Juli. Eröffnet mit einem Gedenkgottesdienst für die verstorbenen Mitglieder, den der Moosbacher Pfarrer Josef Drexler im Kurpark-Pavillon zelebrierte - mitgestaltet von den Jagdhornbläsern mit Teilen der Hubertusmesse und dem Rittsteiger Dreig’sang mit Ausschnitten aus der Hubertusmesse - wurde der folgende Festakt in der Lindnerhalle zu einem Höhepunkt des Jubiläums.
Kreisgruppenvorsitzender Bruno Ebner freute sich nach dem Standkonzert der Bläsergruppe unter Leitung von Hornmeister Rudi Frisch über eine vollbesetzte Halle und hieß an der Spitze der zahlreiche Ehrengäste besonders BJV-Präsident Prof. Dr. JürgenVocke willkommen, ebenso stellvertretenden Landrat Egid Hofmann, 1. Bürgermeister Wolfgang Ludwig und Ehrenvorsitzenden Helmut Vogt, der später von Prof. Vocke für seine Verdienste um den Verband und die Jungjägerausbildung mit dem Ehrenbruch des BJV ausgezeichnet wurde. 1877 sei der erste Jagdverband in Nürnberg gegründet worden, bereits vier Jahre später habe sich der neu gegründete Jagdschutzverein Kötzting diesem angeschlossen. Berichtete Bruno Ebner aus der Chronik. Längst habe sich die Aufgabenstellung, die damals hauptsächlich den Schutz der Tiere vor Wilderei betraf, geändert, erklärte Ebner. Um Natur, Umwelt und die freilebende Tierwelt in Einklang zu halten, müssten auch die Jäger ständig Gespräche führen mit Förstern, Waldbauern und anderen Naturschutzverbänden und dabei ihre fachliche Kompetenz in der Wahrung des Bayerischen Waldgesetzes beweisen, das aktuell den Grundsatz „Wald vor Wild“ herausstellt.
Aus einem Pflänzchen habe sich in 130 Jahren nicht nur ein Baum, sondern ein ganzer Wald entwickelt, merkte 1. Bürgermeister Wolfgang Ludwig in seiner Gratulation zum Jubiläum an. Die Jäger seien auch Heger und Pfleger des Waldes, der für eine Tourismusregion wie das Kneipp-Heilbad Bad Kötzting große Bedeutung als Erholungsraum habe. Stellvertretender Landrat Egid Hofmann stellte die große Bedeutung der Jägerschaft als Teil der ländlich strukturierten Gesellschaft im Landkreis Cham heraus, der auch durch einen überdurchschnittlich hohen Waldanteil geprägt ist.
„130 Jahre Bad Kötztinger Jägerschaft – das sind 130 Jahre gelebtes Heimatgefühl: Die Jagd und ihr Vereinsleben verkörpern ein traditionsreiches Stück Bayerns, das Land und Leute prägt und dabei unser einmaliges Naturerbe bewahrt“, sagte BJV-Präsident Prof. Dr. Jürgen Vocke zu Beginn seiner Festansprache. Für die Erhaltung dieser jagdlichen Tradition gebühre vor allem dem Vorsitzenden Bruno Ebner und seiner Vorstandschaft Dank, auch für ein Jubiläumsprogramm mit Gottesdienst, Standkonzert, Ehrungen und dem anschließenden Hoagarten.
Die Jagd habe eine uralte Geschichte, sie habe in allen Epochen Traditionen und Gebräuche geprägt, von denen auch in unserer modernen Zeit noch viele lebendig sind. Die Jägerschaft müsse sich aber heute mehr als je zuvor um die Akzeptanz der Jagd in der Gesellschaft bemühen, denn heute sähen viele Menschen die Jagd alleine auf das Erlegen von Wildtieren beschränkt. Dabei stünden heute für Jäger als Träger der Jagdkultur auch große Aufgaben wie die Vermeidung von Wildschäden, die Durchführung von Arten-und Naturschutzprojekten, das Jagdhornblasen oder die Organisation der Hegeschauen auf dem Programm. Für die gesellschaftliche Akzeptanz sei auch die streng waidgerecht ausgerichtete Jagdausübung wichtig, gab Prof. Vocke zu bedenken: „Wir müssen mit den uns anvertrauten Wildtieren fair und würdig umgehen – das gebietet uns das Gesetz und nicht zuletzt auch unser jagdlicher Anstand“.
Die Ehrung zahlreicher Mitglieder stand am Ende des Festaktes. Für 60 Jahre Mitgliedschaft zeichnete der BJV-Präsident Otto Greil aus Lederdorn und Dr. Hans Aschenbrenner, Neukirchen b. Hl. Blut, aus, der sich auch um die Wiederansiedlung des Auerwildes im Bayerischen Wald große Verdienste erworben hat. Ehrennadel und Urkunde für 50 Jahre erhielten: Karl Hölzl, Kreuzbach; Ernst Peintinger, Miltach; Leo Welter, Miltach und die langjährige Hundeobfrau Marianne Schmid (Bad Kötzting). 40 Jahre Mitglied sind Adolf Karl (Kreuzbach) und Ludwig Nemmer (Miltach), 25 Jahre gehören Josef Kolmer (Obergschaidt) und Jürgen Moosmüller dem BJV an.
Den Ehrenkranz in Silber für besondere Verdienste um das Jagdwesen überreichte Prof. Dr. Vocke an: Karl Brandl, Hohenwarth; Wolfgang Baumgartner, Kolmberg und Alois Pritzl, Seugenhof. Die BJV-Ehrennadel in Bronze bekamen 2. Vorsitzender Josef Häring jun., Grafenwiesen; Naturschutzbeauftragter Franz Kerscher, Vorderbuchberg und Schriftführer Franz Stöberl, Lam. Als langjährige Funktionsträger wurden mit dem Eichenkranz in Bronze geehrt: Alois Dachs, Hans Dietz, Walter Ertl, Eduard Meimer (alle Bad Kötzting), Walter Holzer (Chamerau), Rudolf Freimuth (Rittsteig), Franz Neumeier (Haibühl), Fritz Schmidt (Simpering), Josef Schmid (Eschlkam), Heinrich Schweiger und Karl Weindl (beide Zandt).
Die Jagdhornbläser-Treuenadel in Silber (für 20 Jahre) ging schließlich an Vorsitzenden Bruno Ebner, Walter Ertl (Bad Kötzting) und Bernhard Seigner (Furth im Wald). Das Ehrenzeichen für jagdliches Brauchtum in Silber erhielt Hornmeister Rudi Frisch, Arrach.
Ein krönender Abschluss des ersten Festtages war der von Mundartsprecher Franz Mothes moderierte Hoagarten „Jagerisch g’sunga und g’spuit“, der mit den Eggersberger Sängern, dem Lamer-Winkel Vierg’sang, dem Hoamatland Zwoag’sang, dem Rittsteiger Dreig’sang, dem Duo Berlinger und dem Grenzland-Trio die besten Volksmusikanten der Region zusammenführte. Gesungen und musiziert wurde voller Freude noch lange nach dem offiziellen Programmende. Hervorragend besucht war am Sonntag, 10. Juli, auch das traditionelle Sommerfest der Jäger im Lindner-Biergarten, die Wildspezialitäten vom Grill und aus der Gulaschkanone lockten bei herrlichem Sommerwetter viele Besucher an.
Alois Dachs