Luchs verletzt Hund schwer

13. Nov 2022

Beim Schwammerlsuchen überraschte der Hund die Großkatze an einem Riss - analysierte DNA Angreifer eindeutig Luchs

LAMER WINKEL. Ein mittelgroßer Hund, der am 29. September in einem dichten Wald zwischen Schwarzeck und Kaitersberg seinen Besitzer beim Schwammerlsuchen begleitete, wäre beinahe durch den Angriff eines Luchses ums Leben gekommen.

Am Spätnachmittag stieß der in Rufweite seines Besitzers freilaufende Hund offensichtlich auf den Luchs, der in dem Waldstück ein Reh gerissen hatte und seine Beute massiv verteidigte. Roland Heigl, Vorsitzender der BJV-Kreisgruppe Bad Kötzting rät auf Grund des Vorfalls dringend, Hunde im Wald an der Leine zu führen.

Seit Wochen ist der Luchsangriff ein Thema in der Jägerschaft und bei Hundebesitzern. Der Luchskoordinator der BJV-Kreisgruppe Bad Kötzting, Heinrich Moser, wollte mit einer Veröffentlichung des Sachverhalts allerdings abwarten, bis die offizielle Bestätigung der Veterinärmedizinischen Instituts der Universität Wien vorlegt, die das Halsband des verletzten Hundes auf DNA-Spuren untersuchte. Im Befund der Forschungsstelle für Wildtierkunde und Ökologie vom 21. Oktober 2022 heißt es dazu: „Die analysierte Probe enthält DNA, die eindeutig dem Luchs zugeordnet werden kann“. Damit besteht Gewissheit, dass es sich bei dem Angreifer auf den Hund tatsächlich um einen Luchs gehandelt hat.

Der Sachverhalt stellt sich so dar: Der Schwammerlsucher war am 21. September spätnachmittags im dichten Wald der Kaitersberg-Region unterwegs. Der Hund lief frei, aber in Sicht- und Rufweite des Besitzers, der auf den unbedingten Gehorsam seines Vierbeiners vertraute. Plötzlich vernahm der Hundebesitzer für rund eine halbe Minute lautes Jaulen im Unterholz. Er machte sich auf die Suche nach seinem Begleiter, konnte den Hund aber bis zum Einbruch der Dunkelheit nicht finden. Am nächsten Tag wurde ein Labrador zur Unterstützung bei der Suche eingesetzt, erst gegen Abend fand der Artgenosse den schwer verletzten und völlig verängstigten Hund des Schwammerlsuchers ca. 150 Meter vom mutmaßlichen Ort des Zusammenstoßes mit dem Luchs entfernt. Bereits in der Tierklinik wurde aufgrund der Verletzungen vermutet, dass es sich bei dem Kontrahenten um einen Luchs gehandelt haben könnte. Mit über 40 Stichen wurden die klaffenden Wunden des Hundes im Brust- und Bauchbereich genäht. Der Hundebesitzer vermutet, dass ein fünf Zentimeter breites Lederhalsband seinen Vierbeiner vor dem Tod bewahrte, weil das Halsband zwar durchgebissen wurde, aber kein tödlicher Biss an der Kehle gesetzt werden konnte.

Nachdem der Luchskoordinator der BJV Kreisgruppe Bad Kötzting über den Vorfall informiert wurde, nahm dieser Kontakt mit dem Hundebesitzer und dem Jagdpächter, in dessen Revier sich der Vorfall ereignete, auf.  Er informierte außerdem die Untere Jagdbehörde beim Landratsamt Cham über den Vorfall, die wiederum das Landesamt für Umwelt einschaltete.  Der zuständige Jagdausübungsberechtigte suchte außerdem die Umgebung der Fundstelle des verletzten Hundes im Revier ab. Schnell wurde dabei ein Riss von einem Reh gefunden. Nachdem Jagdpächter und Luchskoordinator Wildkameras am Riss aufgestellt hatten, konnte noch am selben Abend ein Luchs von der Kamera abgelichtet werden. Da das Reh eine Woche nach dem Vorfall bereits völlig vom Luchs verspeist war, ist davon auszugehen, dass dieser zum Zeitpunkt des Zusammenstoßes einen frischen Riss hatte und der Hund zufällig darauf stieß.

Nachdem bereits im Sommer bei Ruhmannsfelden ein Hund am helllichten Tag von einem Luchs angegriffen wurde, dessen Besitzer die Großkatze aber verscheuchen konnte, bevor ernsthaft Verletzungen entstanden, weisen die Jäger darauf hin, Hunde im Wald unbedingt angeleint zu führen. Im Bereich der BJV-Kreisgruppe Bad Kötzting sind mehrere Luchskatzen mit Jungtieren unterwegs, wie aus dem Luchsmonitoring bekannt ist. Für freilaufende Hunde im Wald besteht jederzeit die Gefahr, mit Luchsen konfrontiert zu werden, sagt Kreisgruppenvorsitzender Roland Heigl. Der Landesjagdverband Bayern übernahm die Kosten für die DNA-Untersuchung des Hundehalsbandes an der Uni Wien. Ungeklärt ist dagegen noch, wer die rund 800 Euro Tierarztkosten für die Behandlungskosten des verletzten Vierbeiners in der Miltacher Tierklinik übernimmt. Zuständig wäre nach Ansicht des BJV das Landesamt für Umwelt, das einen entsprechenden Ausgleichsfond für Schäden durch Große Beutegreifer wie Luchs und Wolf verwaltet. Seit der Meldung vom 21. September durch die Untere Jagdbehörde beim Landratsamt Cham hat sich aber das LfU nicht zu dem Thema geäußert.

Ergänzend ging dazu am 11.11. 2022 folgendes Mail vom LfU Bayern ein:

Sehr geehrter Herr Dachs,
auf Ihre Frage können wir Folgendes antworten:

Ein Ausgleich von durch Wolf, Bär oder Luchs verursachten Schäden erfolgt auf Basis der Ausgleichsregelung Große Beutegreifer. Dort ist explizit geregelt, dass bei Hunden Schäden ausschließlich bei verletzten oder getöteten landwirtschaftlichen Gebrauchshunden(Herdenschutzhunde, Hütehunde bzw. Koppelgebrauchshunde) ausgeglichen werden. Im zugrundeliegenden Fall handelt es sich nach den dem LfU vorliegenden Informationen nicht um einen derartigen Hund, sodass die Ausgleichsregelung nicht greift.

Zum Sachverhalt können wir Ihnen ansonsten mitteilen, dass dem Bayerischen Landesamt für Umwelt (LfU) am 22.09.2022 der Verdacht eines Übergriffs von einem Luchs auf einen Hund im Landkreis Cham gemeldet wurde. Die Meldung erfolgte nach der tierärztlichen Behandlung des Hundes, so dass eine Probennahme für die genetische Analyse durch einen Vertreter des LfU nicht mehr möglich war. Das bundesweite Referenzlabor für Wildtiergenetik ist das Senckenberg Institut. Der übliche Meldeweg für Hinweise im Zusammenhang mit großen Beutegreifern erfolgt über die Fachstelle Große Beutegreifer im LfU (Meldung von Hinweisen auf Wolf, Luchs oder Bär - LfU Bayern). 
Sollten Sie Sprecherzitate verwenden, darf ich Sie bitten, diese ohne Namensnennung (Sprecher des LfU) vorzunehmen.

Mit freundlichen Grüßen
xxxxx xxxx
Bayerisches Landesamt für Umwelt
Pressestelle
Bürgermeister-Ulrich-Str. 160
D-86179 Augsburg
Telefon:
 +49 (821) 9071-xxx
E-Mail:
 pressestelle@lfu.bayern.de

Text: Alois Dachs
Bilder : A.Dachs/H. Moser

Luchs Angriff auf Hund
Hund schwer von Luchs verletzt