Jäger für sauberes Luchsmanagement

15. Feb 2022

Kreisgruppe weist nicht beweisbare Behauptungen über angebliche Luchstötungen zurück

BAD KÖTZTING  Seit Jahren sehen sich die Jäger im Lamer Winkel mit Anschuldigungen seitens der früheren Luchsbeauftragten des Landesamtes für Umwelt, Sybille Wölfl, konfrontiert, die ihnen illegale Luchstötungen unterstellt. Trotz umfangreicher polizeilicher Ermittlungen, die schließlich zu zwei spektakulären Gerichtsverfahren gegen einen Jäger aus dem Lamer Winkel führten, hat das Landgericht Regensburg schließlich das Verfahren eingestellt.

Der Bayerische Jagdverband strebt nun eine Neuausrichtung des Luchsmanagements in Bayern an, was die BJV-Kreisgruppe Bad Kötzting voll unterstützt. „Aus Sicht der BJV-Kreisgruppe Bad Kötzting wird es aber keine Zusammenarbeit mehr mit Leuten geben, die das gesamte Luchsmanagement in den vergangenen zwölf Jahren vollkommen an die Wand gefahren haben“, sagt Vorsitzender Roland Heigl. Aus seiner Sicht ist ein Untersuchungsausschuss längst überfällig, der die erst in jüngster Zeit bei einer „Luchswanderung“ am Kaitersberg wieder erhobenen Anschuldigungen über angebliche Luchstötungen überprüft.

Am 6. März 2020 hat das Landgericht Regensburg die Ermittlungen gegen einen Jäger eingestellt, der laut Anklageschrift Luchse gewildert haben sollte. Die Region zwischen Arber und Kaitersberg im Bayerischen Wald wurde seit Jahren als „Bermuda-Dreieck für Luchse“ in Presseveröffentlichungen und Fernsehberichten verschrien. Dabei verzeichnete das Bayerische Landesamt für Umwelt (LfU) zwischen 2012 und 2019 in ganz Bayern (keineswegs nur im Lamer Winkel) sechs tot aufgefundene Luchse, bei denen eine illegale Tötung vermeintlich nachgewiesen war.

Das brachte der Prozess ans Tageslicht

Der Prozess gegen den Jäger aus dem Lamer Winkel brachte in zweiter Instanz beim Landgericht Regensburg ans Tageslicht, dass bei fünf der sechs vermeintlichen Luchstötungen, der „Haus- und Hofgutachter“ des Landesamtes für Umwelt, Volker Z., mitwirkte, der als Hauptbelastungszeuge den Prozess überhaupt erst ins Rollen gebracht hatte. Peinlich für das Landesamt für Umwelt, das den Mann sogar mit einem lukrativen Kooperationsvertrag ausgestattet hatte, dass es dem Gutachter an jeglicher fachlichen Ausbildung mangelt. Das sieht die Jägerschaft als Hauptgrund für dubiose Beurteilungen bei der Untersuchung von Luchskadavern, die ganz erheblich von der fachlichen Einschätzung durch das Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung in Berlin abwichen. Dass Z. nachweislich von der Naturschutzorganisation WWF 25 000 Euro erhalten hatte, weil er für Anklage und Verurteilung des Jägers gesorgt hatte, machte die Sache ebenso wenig glaubwürdig, wie sein Einsatz als verdeckter BR-Reporter (gegen Bezahlung durch den Sender).

Der Hauptbelastungszeuge im Prozess, der sich bei seiner Gutachtertätigkeit auf praktische Erfahrungen berief, hatte in Deutschland und Schweden bis 2020 verschiedene Adressen unter denen er tätig war. Die „FeliCITES Gbr“,  oder „Institut f. Zootomie/Anatomiska“ war mindestens seit 2014 kontinuierlich für das LfU tätig. Inzwischen ist der selbsternannte „Gutachter“ von der offiziellen bayerischen Gutachterliste wieder entfernt worden.

Gutachter ohne fachliche Qualifikation

„Es bleibt aber die Frage, wie er überhaupt auf diese Liste kam?“, sagt der BJV-Luchs- und Wolfskoordinator Heinrich Moser. Weil Volker Z.  selbst keinerlei fachliche Qualifikationen vorweisen konnte, dränge sich der Verdacht auf, dass andere mit Referenzen da nachgeholfen haben. Ausgerechnet die Biologin Sybille Wölfl, deren Mann für Große Beutegreifer (Bär, Wolf, Luchs) im Auftrag des Landesamtes für Umwelt tätig war, entpuppte sich als  Mitgesellschafterin der „FeliCITES Volker Z. . & Wölfl GbR“.

Sie führte jahrelang das Luchsmonitoring des LfU im Bayerischen Wald, das „Luchsprojekt Bayern“, und arbeitete im „Netzwerk Große Beutegreifer“ mit. Ihren eigenen Angaben zufolge waren ihre Auftraggeber und Finanzquellen vor allem der Arbeitgeber ihres Mannes, das LfU (2008 bis 2012 und 2015 bis 2017), von 2013 bis 2015 das Projekt „TransLynx“ und von 2017 bis 2020 das Projekt „3Lynx“. Die Ausschreibung der mit Hunderttausenden Euros ausgestatteten EU-Projekte verlief in mindestens einem Fall dubios, so der BJV. Nachdem die Zeitschrift „Wild und Hund“ diese Zusammenhänge 2020 bekanntgemacht hatte, wurde das Dienstverhältnis von Sybille Wölfl vom LfU beendet. Sie gründete daraufhin mit mehreren Gleichgesinnten den Verein „Luchs Bayern e. V.“

Die Jäger im Lamer Winkel und die Verantwortlichen der BJV-Kreisgruppe sind aufgrund dieser Erkenntnisse überzeugt, dass Luchstötungen aufgrund der zweifelhaften Gutachten vorgetäuscht wurden, um die Jäger als „Luchsmörder“ an den Pranger zu stellen. Weil Sybille Wölfl schon seit Jahren einen Datenaustausch und eine Zusammenarbeit mit den örtlichen Jägern strikt verweigerte, sieht die BJV-Kreisgruppe keine Basis für ein Luchsmanagement unter Mitwirkung der Biologin.  „Eine Zusammenarbeit mit Sybille Wölfl lehnen wir ab!“, sagt Vorsitzender Roland Heigl.

BJV: Luchstötungen nur vorgetäuscht?

Hinweise für bewusst gefälschte Gutachten sieht der Wolf- und Luchskoordinator Heinrich Moser auch bei zwei toten Luchsen im Landkreis Freyung-Grafenau. So war am 29. Dezember 2015 bei Schönberg ein toter Luchs an einer Straße aufgefunden und zur Untersuchung an das Leibniz-Institut in Berlin (IZW) geschickt worden. Das offizielle deutsche Referenzlabor für tot aufgefundene Wölfe und Luchse äußerte den Verdacht auf eine Lungenentzündung bei dem Wildtier. Als Balg und Torso des Luchses aber auf Anweisung des LfU an das Institut für Zootomie/Anatomiska nach Schweden kamen, wurde statt Lungenentzündung eine Tötung durch menschliche Gewalteinwirkung festgestellt: „Strangulation/Erstickungstod“ lautete das „fachmännische“ Urteil. Der Jagdpächter gab im März 2021 das Luchsfell an Heinrich Moser, der es an der Veterinärmedizinischen Universität in Wien untersuchen ließ. Ergebnis: keinerlei Strangulationsmerkmale feststellbar.

Ein 2015 bei Grafenau überfahrener Luchs wurde in einem Beitrag des BR-Fernsehens von zwei Mitarbeitern der Firma FeliCITES als „erschlagen“ beurteilt. Laut  Staatsanwaltschaft Passau, war der Unfall vom Autofahrer selbst gemeldet worden, der Luchs lag vor Ort und wurde zwei Tage später durch einen Experten des Nationalparks zum Röntgen gebracht. Ergebnis: Schädelverletzung und Genickbruch, keine Zweifel am Unfalltod, heißt es im Polizeibericht.

Bis heute ist auch ungeklärt, wie vier Luchspfoten in die Nähe einer Wildkamera beim damaligen Wohnort von Sybille Wölfl kamen. Volker Z. hatte als Zeuge vor dem Landgericht erklärt, die Jäger hätten damit nichts zu tun, die Luchspfoten stammten aus einer defekten Gefriertruhe, die in einem Nachbarlandkreis stand und für Jäger nicht zugänglich war.

Bild : Das Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie bei der Veterinärmedizinischen Universität Wien stellte zu dem angeblich strangulierten Luchs fest: „Keine möglichen Strangulationsspuren in der Haut (wie z.B. Einschneiden der Schlinge in die Haut, Blutreste in der Haut, abgebrochene oder fehlende Haare) weder von außen noch von innen nachweisbar“.

 Text / Bild: Alois Dachs

Luchs Decke