Hundestammtisch - Am Papier scheiden sich die Geister

22. Apr 2022

Können Hunde ohne Abstammungsnachweis künftig Brauchbarkeitsprüfungen absolvieren?

Was wird aus der weltweit anerkannten Zucht von deutschen Jagdhunden mit Ahnentafeln, wenn die Jagdverbände künftig Hunde „ohne Papiere“ für Brauchbarkeitsprüfungen zulassen? Das war eine der zentralen Fragen beim 2. Hundestammtisch, zu dem die BJV-Kreisgruppe Bad Kötzting am Dienstag ins Gasthaus Hofmann in Oberndorf eingeladen hatte.

Hundeobmann Sepp Schmid hieß unter den rund 20 Besuchern besonders den Hundefachmann Manfred Graßl aus Hunderdorf willkommen, ebenso Nachsuchenführer Toni Späth und Fred Held, der aktuell einen westsibirischen Laika als Kadaversuchhund für Fälle der Afrikanischen Schweinepest (ASP) ausbildet. Schmid wies darauf hin, dass letztes Jahr 16 Hunde die Brauchbarkeitsprüfung bei der Kreisgruppe schafften und sechs Hunde erst kürzlich erfolgreich auf Bringtreue geprüft wurden. Leider komme heuer kein Hundekurs zustande, die zwei gemeldeten Teilnehmer werden deshalb bei der Jägerkameradschaft Cham geschult.

Es zeichne sich ab, dass der Landesjagdverband Bayern wohl künftig Hunde ohne Papiere des Jagdgebrauchshundeverbandes für die Brauchbarkeitsprüfung zulassen werde, sagte Schmid. Das sei bedauerlich, weil die seit Jahrzehnten aufgebaute „saubere Jagdhundezucht“ dadurch abgewertet werde, so der Hundeobmann.  Auch Manfred Graßl, der viele Hunde zu Prüfungen geführt hat, bestätigte den Trend, Hunde ohne Papiere auf jagdliche Brauchbarkeit prüfen zu lassen. „Hier wurden manche Sachen im Jagdhundewesen verschlafen“, so der erfahrene Hundeführer, Richter und Jungjägerausbilder. Er gehe aber davon aus, dass auch künftig nur solche Hunde an Prüfungen teilnehmen können, deren Eltern über Ahnentafeln verfügen. Es sei aber nötig, Prüfungen korrekt abzuwickeln, um wirklich den Leistungsstand der vierbeinigen Teilnehmer zu ermitteln.

Kritik am BJV übte Manfred Graßl auch wegen der Jägerprüfung, die seiner Meinung nach viel stärker von erfahrenen Jäger dominiert werden müsste, anstatt sie Forstbeamten anzuvertrauen. Teilweise würden bei Prüfungen willkürlich Probanden so lange mit unwichtigen Fragen konfrontiert, bis sie eine falsche Antwort geben und durchfallen. Viel zu wenig Aufmerksamkeit werde auch der waidgerechten Jagd gewidmet, bedauerte Graßl, Nachtsicht- und Wärmebildgeräte ermöglichten Jägern die Erlegung von Wild zu jeder Tages- und Nachtzeit. Das führe zu einem unerträglichen Jagddruck in der Natur.

Über seine bisherigen Erfahrungen mit einem westsibirischen Laika bei der Totsuche nach ASP-Sauen berichtete danach der Jäger und Bundespolizist Fred Held. Ähnlich wie bei Nachsuchen müsse auch bei der ASP-Suche ein revierübergreifender Einsatz des Hundes möglich sein, forderte er. Von 65 Nachsuchen auf verletztes Wild in den vergangenen zwei Jahren berichtete danach Nachsuchenführer Toni Späth, der auch 2. Vorsitzender der Kreisgruppe ist. Von relativ einfachen Nachsuchen auf Rotwild bis zu einer über zehn Kilometer laufenden Riemenarbeit bei der Suche auf einen angeschweißten Keiler, der vor dem Fangschuss noch den Hundeführer angriff, reiche die Palette der Einsätze. Die Hälfte aller Nachsuchen falle nach Drückjagden an, berichtete Späth, der mit einer Steigerung der Anforderungen rechnet, wenn alle Jäger auf bleifreie Munition umstellen. Erfahrungsgemäß reagiere Wild auf den Schuss mit bleifreier Munition mit mehr kurzen Fluchten.

„Wir sind mit den Hundestammtischen auf einem guten Weg“, sagte Kreisgruppenvorsitzender Roland Heigl am Ende der kurzen Referate und dankte für die Informationen, die allen Jägern dienten. Er lud zur Jahresversammlung mit Ehrungen am Freitag, 29. April, in den Lindner-Saal ein. Der Chamer Hundeobmann Johann Heimerl rief die Waidleute auf, sich beim Jungwildrettungstag am Sonntag, 24. April, in Sattelpeilnstein zu beteiligen.

Bild:  Beim 2. Hundestammtisch der BJV-Kreisgruppe informierten Fred Held, Vorsitzender Roland Heigl, Hundeobmann Sepp Schmid, Manfred Graßl aus Hunderdorf und Toni Späth (v.l.n.r.) über die Arbeit mit dem Jagdhund.                   Foto: Text / Dachs

2. Hundestammtisch