Neues bei der Jungjäger-Ausbildung

19. Apr 2022

Informationen über Luchs und Wolf von Beutegreifer-Koordinator Heinrich Moser

Mit zusätzlichen Informationen über Große Beutegreifer wartete die BJV-Kreisgruppe Bad Kötzting für den aktuell laufenden Jungjägerkurs auf. Der Koordinator für Große Beutegreifer, Heinrich Moser aus Sommerau, gab im Jagdkurs am Freitag eine Fülle von Informationen über Leben, Bestandsdichte und Jagdverhalten von Luchs und Wolf, eine Zusatzinformation für die künftigen Jungjäger, die bayernweit einmalig ist. .

Lehrgangsleiter Heinz Schweiger bezeichnete die Unterrichtsstunde über Große Beutegreifer als absolutes Novum in der Jungjägerausbildung. Mit Heinrich Moser, der seit Jahren das Monitoring für Luchs und Wolf im Lamer Winkel und dem gesamten Altlandkreis Kötzting betreut, stehe ein Kenner der Situation zur Verfügung. Eine Rückfrage bei den Jagdscheinanwärtern ergab, dass sie von Luchssichtungen und Nachweisen durch Wildkameras im gesamten Lamer Winkel, am Hohenbogen und Haidstein wissen, aktuell ist eine Kätzin mit drei Jungen auch im Bereich Miltach-Eismannsberg bekannt.

Mit vielen Bildbeispielen und kurzen Filmsequenzen aus Wildkameras unterlegt, erläuterte Heinrich Moser, wie ein Luchsriss zu erkennen ist, wie sich das Rehwild verhält, wenn Luchse in der Nähe sind und warum einzelne Luchse oft in andere Gebiete abwandern, wenn ihre Hauptbeute, das Reh, nicht mehr in ausreichender Menge vorhanden ist. Speziell im Lamer Winkel, habe sich in 25 Revieren (davon viele Eigenjagden) die Jagd auf Rehe durch die starke Präsenz der Luchse weitgehend erledigt, erklärte Moser. Selbst von Seiten der Naturschützer werde eingeräumt, dass die dort nachgewiesenen Luchse eigentlich so viele Rehe zum Überleben bräuchten, wie 150 Prozent des Abschussplanes in der Hegegemeinschaft entsprechen.

Obwohl im Lamer Winkel mit über 60 Wildkameras das Monitoring betrieben werde, gehe auch die Zahl der Luchserfassungen zurück, sagte Heinrich Moser, der das als Beweis wertet, dass die Futtergrundlage für die Großkatzen nicht mehr ausreicht. Durch die Zusammenarbeit mit dem Nationalpark Bayerischer Wald, dem tschechischen Nationalpark Šumava und den Nachbarn in Oberösterreich sei nachgewiesen, dass in dem Dreiländereck 119 adulte Luchse und 66 Jungtiere (Erfassung 2018) leben.

Wegen der geringen Rehwilddichte im Lamer Winkel stimme inzwischen auch die Untere Jagdbehörde einer Reduzierung des Rehabschusses zu, wenn die Verbisssituation in der revierweisen Aussage als günstig oder tragbar beurteilt wird. In einer Bachelorarbeit seien 13 Luchse im Lamer Winkel nachgewiesen wurden. Dass nicht nur Rehe der Großkatze zum Opfer fallen, habe sich im Bereich Lohberg gezeigt, wo im vergangenen Jahr acht Rotwild-Alttiere Kälber führten, die Jungtiere seien teilweise nach Luchsrissen gefunden worden, keine Hirschkuh führe aktuell mehr Nachwuchs.

Der Koordinator für Große Beutegreifer konnte in Filmsequenzen auch das Jagdverhalten der Luchse vorführen, ebenso die Schreie der Luchse zur Paarungszeit, oder wenn Elterntiere ihre Jungen rufen. Auffallend sei auch, dass Luchse weder durch Kontakt mit Menschen nachhaltig vergrämt, noch durch Blitzlichter von Fotofallen von einem Beutetier vertrieben werden können. „Wo der Luchs da ist, steigt der Verbiss“, ist eine weitere Erkenntnis aus dem Monitoring, weil die Rehe kaum mehr den schützenden Wald verlassen und im Jungwald nach Äsung suchen, so Heinrich Moser.

Die Jäger im Lamer Winkel seien vor allem verärgert, weil ihnen immer wieder Luchstötungen unterstellt würden, wobei Datenvergleiche mit anderen Luchs-Habitaten in Deutschland zeigten, dass viele der Großkatzen dem Straßenverkehr, Revierkämpfen zwischen konkurrierenden Kudern, oder Krankheiten zum Opfer fallen. Bei 14 aufgefundenen Luchsen im Bayerischen Wald seien illegale Nachstellungen behauptet worden, sagte Moser, wobei sich zeigte, dass zweifelhafte Gutachten von einem Institut erstellt wurden, dessen Betreiber die notwendige Qualifikation fehlte. Vereinzelt wurden mit Fotofallen auch bereits einzeln streifende Wölfe im Grenzgebiet erfasst, informierte Moser. Nur wenn entsprechende Bilder vorlägen, könnten im Monitoring Zusammenhänge aufgezeigt werden, bat der Koordinator um Mitarbeit der gesamten Jägerschaft. Sein abschließender Appell an die künftigen Jäger: „Haltet euch an die gesetzlichen Vorgaben!“.

Bild: Der Koordinator für Große Beutegreifer bei der BJV-Kreisgruppe Bad Kötzting, Heinrich Moser (rechts), gab eine aufschlussreiche Unterrichtsstunde für die künftigen Jagdscheinanwärter. Text / Foto: A. Dachs

Koordinator für Große Beutegreifer