Jungwild braucht Schutz durch Menschen

12. Mai 2022

Jungwild braucht Schutz durch Menschen

Jäger und Landwirte wollen gemeinsam den Mähtod von Rehen und Hasen verhindern - Drohneneinsatz

BAD KÖTZTING. „Jedes Stück Jungwild, das vor der ersten Grünfuttermahd gesichert werden kann, ist ein Gewinn für die Natur“, sagt der Vorsitzende der BJV-Kreisgruppe Bad Kötzting, Roland Heigl. Sein Anliegen ist es, in den nächsten Wochen, wenn der erste Schnitt für Grassilage erfolgt und der vor allem für Biogasanlagen wichtige Grünroggen gemäht wird, durch intensive Zusammenarbeit zwischen Jägern und Landwirten Tiere zu schützen.

Der Schutzgedanke gilt dabei keineswegs nur den Wildtieren, die in der Obhut der Jäger stehen. Fallen sie den Mähmessern der immer größer werdenden Erntemaschinen zum Opfer, so kann die Einbringung mit dem Silofutter in den Stall zu schweren Erkrankungen bei Rindern führen. „Deshalb liegt es im besonderen Interesse unserer Bauern, bei der Kitzrettung mitzuwirken“, sagt Roland Heigl. Wichtigster Punkt ist dabei die Absprache über den geplanten Mähtermin, denn gerade der erste Schnitt erfolgt meist großflächig, weil für die Gewinnung von Grassilage innerhalb weniger Tage ein Großteil der Grünflächen gemäht wird.

Beim vergangenen 1. Jungwildrettungstag der Jägerkameradschaft Cham in Sattelpeilnstein konnten sich hunderte Jäger, Landwirte, Tierschützer und sonstige Interessenten über die technischen Möglichkeiten zur Jungwildrettung informieren. Aktuell sind vor allem Drohnen gefragt, die mit Wärmebild- und Digitalkameras bestückt sind und beim Einsatz in den frühen Morgenstunden eine hohe Erfolgsquote bei der Jungwildsuche versprechen. Die aufgrund ihrer Körperwärme entdeckten Rehkitze oder Junghasen werden entweder mit einem Wäschekorb, Gras und einem Stein in der Wiese gesichert, oder geborgen und für die Zeit der Mahd im angrenzenden Gelände auf diese Weise festgehalten. Nach der Mahd werden die Kitze umgehend freigelassen.

Neben den Drohnen, die in vielen Revieren bereits erfolgreich eingesetzt werden, sind aber auch elektro-akustische Wildretter hilfreich, die in unregelmäßigen Abständen schrille Töne erzeugen und Lichtsignale aussenden. Sie verleiten ebenso wie Wildscheuchen die Muttertiere, ihren Nachwuchs vor der erkennbaren Gefahr in Sicherheit zu bringen. Diese Maßnahmen greifen aber nur, wenn sie am Abend vor der Mahd laufen, „auch das Durchgehen von Wiesen mit vielen Helfern in einem Abstand von maximal fünf Metern ist eine Möglichkeit, Rehkitze zu entdecken“, rät der BJV-Kreisgruppenvorsitzende. Optimal sind Warnsysteme wie das Sensosave des Maschinenherstellers Pöttinger, das beim Mähen die Abwärme von Kitzen erkennt und das Mähwerk sofort aushebt.

In den zurückliegenden Jahren ist sehr viel passiert in dem Einzugsgebiet unserer Kreisgruppe Bad Kötzting. Sowohl Jäger, die sich die Drohne privat angeschafft haben, aber auch etliche Jagdgenossenschaften bis hin zu eingetragenen Vereinen für Jungwildrettung haben hier keine Kosten und Mühen gescheut sich für die Jungwildrettung ehrenamtlich zu engagieren. Es ist ja mit der einmaligen Anschaffung nicht getan, denn neben der erforderlichen kostenpflichtigen Versicherung, Anschaffung von Ersatz Akkus, der Kauf von Bergungskisten für die Jungtiere als auch die Ausbildung und das notwendige Training, bis hin zum tatsächlichen Flugeinsatz erfordern neben den finanziellen Einsatz ungemein viel Freizeit. Diese ehrenamtliche Leistung der Jägerschaft in enger Zusammenarbeit mit unseren Landwirten verdient meine höchste Anerkennung  und Respekt, so der Kreisgruppenvorsitzende.

„Der schlechteste Weg ist, nichts für die Wildrettung zu tun“, gibt Roland Heigl zu bedenken. Die Landwirte oder beauftragte Lohnunternehmer sind verpflichtet, Flächen vor Mähbeginn abzusuchen. Zweckmäßig ist dabei die Abstimmung mit den Revierpächtern, die ihrerseits Wildscheuchen, bunte Flatterbänder oder akustische Scheuchen aufstellen, die Wiesen mit Hunden am Vorabend der Mahd abgehen und so die Rehe vergrämen. Auch beim Einsatz von Drohnen sind Jäger und Landwirte gemeinsam gefordert, nach den Weisungen der Drohnenpiloten gefundenes Jungwild zu sichern, den Fundort zu kennzeichnen, oder die Rehkitze zu bergen.